Musik verändert die Menschen im positiven Sinne
Präses der 75 Jahre alt gewordenen Kultuskapelle Mörlheim
dankt allen, „die die Blasmusik in den Dienst Gottes gestellt haben“
Festliche Atmosphäre, gelöste Stimmung im Festzelt in Mörlheim: Viel spontaner Applaus für Redner und Musiker, nach Sonnen(schein)-Untergang eine eindrucksvolle Demonstration der Harmonie der Mitglieder aller örtlichen Vereine Kurzum: Zufriedenheit kennzeichnete das Festbankett anläßlich des 75jährigen Bestehens der katholischen Kultuskapelle Mörlheim.
Das Erbe der Vereinsgründer weiterzutragen und für die Pflege des kirchlichen und weltlichen Liedgutes einzutreten – dies war der Appell des Dekanatsmusikseelsorgers, Oberstudienrat Karl Heß, in der Festansprache. In Anwesenheit zahlreicher Repräsentanten des öffentlichen und kirchlichen Lebens, darunter Landtagsabgeordneter Herbert Waldenberger, Oberbürgermeister Dr. Christof Wolff, Direktor Alfons Henrich vom Jugendwerk St. Josef und einer ganzen Reihe von Seelsorgern sprach Heß von den „dienenden Funktionen“ der Musik in den verschiedenen Grenzsituationen des Lebens.
Wer den Griff zum Musikinstrument wage, lasse die Bereitschaft erkennen, Opfer für die Gemeinschaft zu bringen, selbst für die „Harmonie“ zu sorgen. Diese Harmonie sei für jede Gemeinschaft, auch für eine Dorfgemeinschaft, unerläßlich; sie sei der „Eckpfeiler für ein intaktes Miteinander“, sagte Oberstudienrat Heß. Die Aufgabe des „Friedensstiftens“ beginne in den Dörfern. Mit der Gründung der Kultuskapelle vor 75 Jahren hätten sich schon damals Männer aufgemacht, um eine Friedensbewegung ins Leben zu rufen. Heß: „Menschen, die falsch blasen, kennen keine Noten, die Noten der gegenseitigen Rücksichtsnahme und Liebe. Falschbläser stiften Unruhe und stören die Harmonie in unseren Dörfern. Harmonie beim Zusammenleben in der Gemeinde hört nicht bei der Harmonielehre auf“.
Vorausgegangen war der Festversammlung ein Festzug zum Ehrenmal mit Kranzniederlegung zu Ehren verstorbener Mitstreiter. Vorsitzender Rudi Ohmer lenkte den Blick in das Jahr 1911 zurück, als unter denkbar schwierigen Umständen der damalige Pfarrer Eugen Kempf die Wiege für die Geburt der Kultuskapelle Mörlheim bereitet habe. Pfarrer Gerhard Weber, Präses der Kultuskapelle, gab seiner Freude über die gute Entwicklung der Kapelle Ausdruck. Was der Verein unter seinem heutigen Vorsitzenden Rudi Ohmer geleistet habe und nach wie vor leiste, verdiene Anerkennung und Hochachtung, meinte der katholische Seelsorger. Wie vor 75 Jahren, so verbinde auch heute die Pflege des Kulturgutes die Menschen miteinander. Musik verändere die Menschen in einem positiven Sinn. Der Dank gelte denjenigen, die die Blasmusik in den Dienste Gottes gestellt hätten. Einem Pfarrer ohne eine Blaskapelle bleibe nichts anderes übrig, als Trübsal zu blasen.
Die Kultuskapelle habe sich von ihrer Geburtsstunde an als eine ökumenische Einrichtung verstanden und damit den „Geist der Brüderlichkeit“ walten lassen, fuhr Pfarrer Weber fort. Dies sei gut so und sollte auch in der Zukunft so bleiben. Mörlheim dürfe stolz sein auf seine Kultuskapelle, die der Jugend ein qualifiziertes Bildungsangebot biete.
Der evangelische Kollege des Präses, Pfarrer Dieter Weber, hob ebenfalls auf das gute Zusammenwirken der beiden Konfessionen in Mörlheim ab. Gemeinsam zu feiern, Rückschau zu halten und den Blick in die Zukunft zu richten, sei der eigentliche Sinn solcher Jubiläen.
Ortsvorsteher Günter Moster überbrachte dem Jubelverein die Glückwünsche des Ortsteils und sprach von der Kultuskapelle als einer segensreichen Einrichtung. Diese Musikkapelle nehme heute einen herausragenden Platz im Vereinsleben in Mörlheim ein. Er äußerte die Hoffnung, daß die gute Tradition auch von den kommenden Generationen weitergepflegt werde.
Oberbürgermeister Dr. Christof Wolff lobte das Engagement der Kultuskapelle. Ein großes Kompliment gelte dem Ortsteil, daß er ein so eindrucksvolles Festprogramm gemeinsam mit den örtlichen Vereinen gestaltet habe. Der OB kam nicht mit leeren Händen. Ein Scheck über 1000 Mark soll helfen, neue Instrumente anzuschaffen, um damit der Jugend den Weg zur Kapelle zu ebnen.
Im weiteren Verlauf des Festbanketts stand die Würdigung von Oswald Seither, Willi Stopfer, Rudi Bendel und Jakob Winstel an, die in Anerkennung ihrer Verdienste um die Kultuskapelle zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden.
Gestaltet wurde das Festbankett von der Musikkapelle „Kleine Kalmit“ Arzheim, dem Männergesangverein „Einigkeit“, dem protestantischen Kirchenchor, dem Cäcilienverein sowie dem Kinderchor, der mit einer Tanzeinlage aufwartete.
Heute abend klingen die Festtage mit der „Brass Conference“, einer 16 Mann starken Big-Band aus Offenbach, aus. Die Musiker bieten Swing, Rock und Jazz. (som.)
Quelle: Rheinpfalz (18.August 1986).